Präzisionstechnik ist in die Geschäftstätigkeit von Jacob van den Borne verwoben. Neue Techniken und Anwendungen werden auch 2022 auf den Markt kommen.
Jacob Van den Borne ist seit vielen Jahren ein Pionier und Vorreiter im Bereich der Präzisionslandwirtschaft und investiert weiterhin in Wissen und Technologie. Für sein eigenes Unternehmen, aber zunehmend auch als praktisches Wissensinstitut. Seit 2018 firmiert das Unternehmen als Praxiszentrum für Precision Center. Im vergangenen September durfte er an zwei von ihm organisierten Precision Farming-Tagen rund 600 Besucher empfangen.
Bauernhof der Zukunft
Seit letztem Jahr ist das Unternehmen offiziell ein Bauernhof der Zukunft (siehe Kasten). Diese Zusammenarbeit zwischen Bildung, Forschung und Regierung sucht nach Anbausystemen und -technologien als Lösung für aktuelle Probleme wie Kreislauflandwirtschaft und Biodiversität. Dies fügt sich nahtlos in die Arbeitsweise und Vision von Van den Borne ein. Mindestens genauso wichtig ist ihm aber, dass die Schlangen mit den Behörden immer kürzer und ernster werden. „Wir erleben staatliche Einschränkungen bei allen möglichen vielversprechenden Anwendungen.“ Er hofft und erwartet, mit seiner Farm of the Future einen klaren Ton machen zu können.
Passend dazu will er 2022 eine eigene Precision Academy starten, die Umsetzung hängt aber auch von der Corona-Situation ab. Für dieses Training verwendet er einen Zyklus von einem Jahr, unterteilt in die vier Jahreszeiten. Basis ist ein E-Learning-Modul, ergänzt durch Online-Webinare und Praxistage. Die Teilnehmer werden in Gruppen im ganzen Land damit arbeiten.
Autonomes Fliegen
Auch im Bereich der technischen Anwendungen steht das Unternehmen nicht still. Im Jahr 2021 lag der Fokus auf Präzisionsbewässerung, Robotisierung, Streifenbearbeitung und dem Einsatz von Tierdünger. Diese Punkte bleiben auch 2022 auf der Agenda. Bezüglich der Bewässerung sind die Wasserwerfer mit GPS und Section Control von Raindancer ausgestattet und mit Dacom verbunden. Dadurch ist es möglich, auf Basis von Aufgabenkarten variabel zu bewässern. Es war bereits für 2021 geplant, doch die Wasserwerfer haben das Lager aufgrund des nassen Verlaufs der Vegetationsperiode nicht verlassen.
Außerdem hofft er, mit dem AgXfeed-Robotertraktor mehr Erfahrungen mit autonom arbeitenden Maschinen zu sammeln, einschließlich des Grabens von Land. Im vergangenen Jahr wurde mit dem autonomen Traktor Roboti von Agrointelli mit unterschiedlichem Erfolg ein Rübenfeld ausgesät. Auch die Streifenbearbeitung wird weitergeführt und passt zu seinem Ziel, die Bodengesundheit durch ein aktives Bodenleben zu verbessern. Weitere Bewässerungswege werden mit einer blütenreichen Mischung gesät.
Ein Thema, das 2022 weiter untersucht wird, ist die Art der Datenerhebung: über die Drohne oder über Sensoren an den Arbeitsgeräten, insbesondere der Feldspritze. Beides hat Vor- und Nachteile. In Bezug auf die Drohne experimentiert Van den Borne mit einer Station, die autonomes Fliegen und Landen ermöglicht. Im Erfolgsfall könnte die Drohne theoretisch rund um die Uhr fliegen und eine Vielzahl von Daten sammeln. Mit der neuen RTK-Drohne (Real-Time Kinematic) hat er wohl eine Drohne zu Hause, die er optimal für 'Drone out of the box' einsetzen kann.
Größeneinstufung messen
Eine Anwendung, die immer mehr Gestalt annimmt, ist die automatische Messung der Größensortierung der Kartoffeln. Größe, Gewicht und Unterwassergewicht sind für ihn wichtige Parameter. Dazu arbeitet er mit dem sogenannten Smart Grader Reader, um Kartoffelproben mittels 3D-Technik zu beurteilen. Dies geschieht während der Vegetationsperiode sowie beim Ein- und Ausschleifen. Insgesamt durchlaufen jährlich etwa zehntausend Proben das System. Jede ankommende Ladung erhält eine eindeutige Nummer im Lagerort, sodass über jede Charge alles bekannt ist.
Es liefert nicht nur interessante Daten zur Analyse und Optimierung des Anbaus, sondern ist auch sehr nützlich, um Kartoffeln mit entsprechenden Spezifikationen zu versorgen. Letztes Jahr hat Van den Borne auch Kameras an der Erntemaschine angebracht, um mehr Daten in Echtzeit und ohne zusätzlichen Aufwand zu sammeln. Diese Kamera kann nur Länge und Größe messen, aber das sind auch die wichtigsten Parameter für Van den Borne.
Mit allen bekannten Daten zu Ertrag und Qualität jedes angebauten Quadratmeters schließt sich der Datenkreis; vom Boden über den Anbau bis zum Endprodukt. Die Herausforderung wird weiterhin darin bestehen, die großen Datenmengen aus dem Portal extrahieren und weiterverarbeiten zu können, aber diese innovativen Unternehmer werden es sicherlich versuchen.
Anbau ohne Dünger
Der Unternehmer wird auch weiterhin tierischen Dünger verwenden. In der Tat; Sein Ziel ist es, den Kartoffelanbau ohne Dünger zu ermöglichen. Dazu verwendet er unter anderem getrennten Mist, bei dem die feste Fraktion im Herbst und die Dünnfraktion in der Vegetationsperiode ausgebracht wird. Gerade als Ackerbaubetrieb in einem (Intensiv-)Tierbereich sind Gülle und getrennte Güllearten weit verbreitet und er will diese optimal nutzen. Aus wirtschaftlicher und logistischer Sicht, aber sicherlich auch als wesentlicher Bestandteil für einen gesunden Boden.
Letztes Jahr installierte er die „Düngeanreicherungsanlage“ der norwegischen N2 Applied. Dabei wird dünner Schlamm mit Stickoxiden angereichert, die über ein elektrisches System der Luft entzogen werden. Dadurch entsteht mehr Stickstoff pro Kilo und ein niedrigerer pH-Wert der Gülle bedeutet auch weniger Verluste in Form von Ammoniak und Methan. Eine Ausbringung von dünn angereichertem Dünger als Düngerersatz am Ende der Vegetationsperiode ist nach den derzeitigen Vorschriften nicht möglich. Van den Borne hofft, dass seine Farm of the Future diese Themen auch höher auf die Tagesordnung setzen kann.
- Es gibt zwei Unternehmen in den Niederlanden, die sich so nennen. Die erste Farm of the Future befindet sich in Lelystad und ist im Besitz der Wageningen University & Research (WUR). Teil ist das sogenannte Field Lab; einen 25 Hektar großen Ackerbaubetrieb zum Testen und Vorführen von Innovationen in der Praxis. Einschließlich Van den Borne umfasst das Projekt sowohl ein nördliches Unternehmen auf Lehm als auch ein südliches Übungsunternehmen auf sandigem Boden.
Die Farmen der Zukunft werden im neuen Ansatz von NPPL eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus wird zur Zielerreichung strategischer und bereichsorientierter vorgegangen, wobei auch die Kette und der Markt nicht vergessen werden, ihren Beitrag zu leisten. Dies entspricht der Empfehlung des Rates für Lebenswelt und Infrastruktur (Rli), der besagt, dass die Regierung Banken, Marketinggenossenschaften, Einkaufsgemeinschaften von Supermärkten und damit Verbraucher zu einem Beitrag zur Nachhaltigkeit anregen sollte.
NPPL 2.0 wird in zwei Bereichen eingeführt: in Flevoland und Südostbrabant. Zehn Unternehmer aus derselben Nachbarschaft in einer bestimmten Region, beispielsweise einem Natura-2000-Gebiet, werden zusammenarbeiten, um Lösungen für Probleme zu finden. Jede Gruppe von Landwirten ist mit den beiden Farmen der Zukunft verbunden, also für die südlichen Landwirte mit dem Unternehmen Van den Borne. Die Details werden in den kommenden Monaten noch genauer ausgearbeitet.